Für unsere Vorfahren war der bittere Geschmack einer Pflanze ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass sie giftig und damit ungenießbar ist. Heute weiß man jedoch, dass Bitterstoffe – in der richtigen Dosierung – viele positive Eigenschaften besitzen.
Was sind Bitterstoffe?
Bitterstoffe werden zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt, eine eindeutige chemische Zuordnung gibt es jedoch nicht. Vielmehr ist es der Oberbegriff für sämtliche chemische Verbindungen, zu deren Eigenschaften ein bitterer Geschmack gehört. Dabei können die Konzentration von Pflanze zu Pflanze stark variieren. Gemessen wird dieser Bitterwert daran, wieviel Wasser notwendig ist, um den bitteren Geschmack zu neutralisieren.
Trotz ihrer unklaren chemischen Zuordnung, wurden die bitteren Pflanzenstoffe bereits im Mittelalter in sogenannte Amara (lat. für bitter) unterteilt: Amara tonica (Pflanzen mit reinen Bitterstoffen), Amara aromatica (Pflanzen mit einer Kombination aus Bitterstoffen und ätherischen Ölen) und Amara acria (Pflanzen mit einer Kombination aus Bitterstoffen und Scharfstoffen). Pflanzen, die nicht unter diese Kategorisierung fallen, aber dennoch Bitterstoffe enthalten, werden unter Weitere Pflanzen aufgeführt.
Wobei und wie helfen Bitterstoffe?
Bitterstoffe finden unter anderem im Ayurveda und der traditionellen chinesischen Medizin Verwendung. Am häufigsten begegnen sie uns, wenn es um die Verdauung geht.
Der Verzehr von bitteren Lebensmitteln regt bereits im Mund die Speichelproduktion an. Die im Speichel enthaltenen Enzyme beginnen bereits im Mund damit die Nahrung zu zersetzen. Sie können zudem die Produktion von Verdauungssäften anregen, was die Verwertung von Nährstoffen und die Dauer der Verdauung begünstigt. Die genauen Mechanismen dahinter sind jedoch noch weitestgehend unklar.
Das Überangebot an süßen, sauren und salzigen Lebensmitteln hat zur Folge, dass die Geschmacksrichtung bitter immer mehr in den Hintergrund rückt. Bitter ist der Gegenspieler zur Geschmacksrichtung süß. Der Verzehr von bitteren Stoffen kann somit die Lust auf Süßes dämpfen.
Wann genau sich die positiven Eigenschaften bemerkbar machen, ist höchst unterschiedlich und individuell. In manchen Fällen sind sie bereits kurz nach dem ersten Verzehr wahrnehmbar, in anderen Fällen bedarf es ggf. einem regelmäßigem Verzehr.
Worauf sollte man beim Verzehr achten?
Da Bitterstoffe in unserer täglichen Nahrung im Gegensatz zu früher nur noch in geringen Mengen vorkommen, ist der Körper eine erhöhte Aufnahme nicht mehr gewohnt. Daher empfiehlt es sich bei Überempfindlichkeitsreaktionen, sich langsam an die empfohlene Tagesdosis heranzutasten. In der Regel gewöhnt sich der Körper jedoch bereits nach kurzer Zeit sowohl an den bitteren Geschmack als auch an die Verwertung der bitteren Nahrung oder Tropfen.
Kann man mit Bitterstoffen abnehmen?
Eine reine Bitterstoff-Diät ist nicht zu empfehlen. Allerdings kann bitteres Essen den Abnehmprozess unterstützen, da die enthaltenen bitteren Pflanzenstoffe den Appetit zügeln und somit die unliebsamen Heißhungerattacken dämpfen können. Verantwortlich dafür ist das Sättigungshormon Cholecystokinin, dessen Produktion bei der Aufnahme von bitterer Nahrung im Magen-Darm-Trakt angeregt wird. Hinzu kommt, dass bitterstoffhaltige Lebensmittel meist auch die gesündere Alternative zu Süßem oder Salzigem sind.
In welchen Lebensmitteln kommen Bitterstoffe vor?
Nicht alle Lebensmittel, in denen Bitterstoffe enthalten sind, schmecken auch tatsächlich bewusst bitter. So werden beispielsweise Oliven, Artischocken, Petersilie, Ingwer oder Zimt von den wenigsten Menschen damit assoziiert. Dies hängt natürlich von der Menge der enthaltenen Stoffe ab. Bittere Lebensmittel sollten nach Möglichkeit roh verzehrt werden, da die enthaltenen Stoffe stark hitzeempfindlich sind.
Lebensmittel mit Bitterstoffen |
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Obst & Gemüse |
Kräuter & Gewürze |
Andere |
Rosenkohl | Minze | Kaffee |
Brokkoli | Zimt | Dunkle Schokolade (ab 70%) |
Pomeranze | Ingwer | Fencheltee |
Artischocke | Kümmel | Sesampaste |
Chicorée | Kardamon | Olivenöl |
Aubergine | Oregano | Walnüsse |
Grapefruit | Kurkuma | Senf |
Rucola | Muskatnuss | Tonic Water |
Rhabarber | Safran | Kamillentee |
Spinat | Lavendelblüten | Bitter Lemon |
Leider verschwinden die bitteren Pflanzenstoffe immer mehr aus unserer Ernährung, weil durch die Massenproduktion von Lebensmittel, wie Obst und Gemüse, diese Stoffe bei der Überzüchtung verloren gehen.
Wer genauer auf eine regelmäßige Einnahme achten möchte, kann alternativ zu natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln greifen. Bewährt haben sich dabei sogenannte Bittertropfen, da sie sich, im Gegensatz zu Tabletten oder Kapseln, direkt auf der Zunge entfalten können. Die Einnahme der Tropfen 10 – 30 Minuten vor dem Essen, bereitet das Verdauungssystem auf die bevorstehende Nahrungsverwertung vor. Nach dem Essen können sie die Produktion von Verdauungssäften anregen.