Wenn wir unter Stress stehen, finden in unserem Körper zahlreiche verschiedene Vorgänge statt, die uns im Normalfall dabei helfen mit der entsprechenden Situation umzugehen. Über einen gewissen Zeitraum hinweg ist der Körper durchaus in der Lage dies zu verarbeiten. Wie lange genau, ist jedoch sehr individuell. Manche Menschen kommen mit solchen Ausnahmesituationen besser zurecht als andere. Wer sich kaum Pausen gönnt und unter dauerhafter Belastung steht, riskiert es, dass der Stress in körperliche Symptome umschlägt und letztendlich zu chronischen Krankheiten führen kann.
Wofür brauchen wir Stress?
Zuallererst: Stress gehört zu unserem alltäglichen Leben und nicht jede Art von Stress macht auch zwangsläufig krank, sondern soll uns den Antrieb verleihen, die Dinge des Alltags zu meistern. In der Vergangenheit ging es dabei primär um das Stillen unseres ureigenen Grundbedürfnisses nach Sicherheit, Nahrung, Wasser und Wärme. In der heutigen Zeit gibt es weitaus mehr Stressoren, die uns das Leben erschweren und unter Druck setzen. Statt der Jagd nach der nächsten Mahlzeit oder der Flucht vor gefährlichen Tieren belasten uns Zeitdruck, Prüfungsangst, Lärm oder Spannungen im zwischenmenschlichen Zusammenleben. Anstelle von Angriff oder Flucht reagiert unser Körper darauf mit Aggression und Frustration, um mit außergewöhnlichen oder gefährlichen Situationen zurechtzukommen.
Die Antwort unseres Körpers läuft dabei immer nach demselben Reaktionsschema ab. Bei Konfrontation mit einem Stressreiz schüttet die Nebenniere die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und im Anschluss Cortisol aus. Sie versetzen den gesamten Körper in Alarmbereitschaft und sorgen unter anderem dafür, dass sich die Atemfrequenz erhöht, sich unsere Bronchien weiten, um mehr Sauerstoff aufnehmen zu können, unser Blutdruck steigt und unsere Muskeln besser durchblutet werden. Sogar unser Schmerzempfinden wird in Drucksituationen gedämpft. Die Energiereserven, vor allem im Gehirn, werden mobilisiert und die Aufmerksamkeit erhöht, um eine optimale Leistungsfähigkeit zu erzielen. Ist die Situation überstanden, verringert sich die Hormonproduktion und der Körper kehrt in seinen Normalzustand zurück.
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Ist chronischer Stress messbar?
Stress ist nicht nur erlebbar, sondern kann auch konkret gemessen und sichtbar gemacht werden. In speziellen Laboranalysen werden dafür beispielsweise der Cortisol- und Serotoninspiegel mittels Speichel- bzw. Urinproben untersucht, um ggf. Abweichungen vom Normbereich festzustellen.
Das sogenannte “Stresshormon” Cortisol ist ein Produkt der Nebenniere, welches in Stresssituationen ausgeschüttet wird. Ist die Situation vorüber, wird die Cortisol-Produktion runter reguliert und der Körper geht in die Regenerierungsphase über. Im Normalfall steigt der Cortisol-Spiegel spätnachts an und ist morgens am höchsten, um sich auf den bevorstehenden Tag vorzubereiten und fällt bis zum Abend hin wieder ab. Halten Belastungen ohne Gegenregulation zu lange an oder wirken sich zu heftig aus, gerät die normale nervliche und hormonelle Regulation aus dem Gleichgewicht. Bei Personen, für die chronischer Stress ein Thema ist, zeigt sich den kompletten Tag über ein erhöhtes Cortisol-Niveau, das in Extremfällen sogar abends höher sein kann als am Morgen. Bei einer Analyse werden daher meist Tagesprofile zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten ermittelt (meist morgens, mittags und abends), wobei der Morgenwert am ausschlaggebendsten ist.
Auch der Serotonin-Spiegel kann Aufschluss über das Stresslevel einer Person geben. Bei akutem Stress steigt der Serotonin-Verbrauch. Wird der Körper dauerhaft belastet, sinkt zusätzlich die Bereitstellung des sogenannten “Glückshormons”. Das Immunsystem ist durch die dauerhafte Belastung geschwächt und beansprucht sämtliche Vitalstoffe für sich selbst, wodurch wichtige Stoffe für die Serotonin-Produktion fehlen.
Wer sich den Gang zum Arzt sparen möchte, kann sich spezielle Test-Kits bequem nach Hause liefern lassen. Dort können die Speichel- und Urinproben entnommen und im Anschluss an ein qualifiziertes Labor gesendet werden. Neben einem Befund der Cortisol- und Serotonin-Werte erhält man außerdem eine individuelle Einschätzung des Ist-Zustandes und mögliche Therapievorschläge.
Was passiert, wenn Stress chronisch wird?
Steht man unter Dauerfeuer, bleibt der Pegel an Stresshormonen hoch und man befindet sich in einem anhaltenden Erregungszustand. Die für den Körper notwendigen Entspannungsphasen bleiben aus, Erschöpfung tritt ein, körperliche und psychische Probleme sind in den meisten Fällen die Folge. Wann wir diesen Punkt erreichen, ist für jeden Menschen höchst unterschiedlich und zudem abhängig von den jeweiligen Stressauslösern. Chronischer Stress kann weitreichende Folgen haben. Sie können von Appetitlosigkeit, Gereiztheit, Ausschlag und Tinnitus bis hin zu Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit reichen. Auch wird unser Immunsystem gehemmt, wodurch wir weniger leistungsfähig und anfälliger für Infektionen sind.
Der Körper sendet damit eindeutige Warnsignale, dass etwas nicht stimmt. Wer diese ignoriert, riskiert dauerhafte Schäden – in besonders schlimmen Fällen kann chronischer Stress zu Schlaganfällen, Diabetes und Bluthochdruck führen. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Auswirkungen von dauerhaften Belastungszuständen, wie Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche bis hin zu Depressionen und Panikattacken.
Fazit
Auch wenn die Mehrheit Stress hauptsächlich mit Arbeit in Verbindung bringt, so gibt es auch abseits von Büro & Co. jede Menge Situationen, die für den Körper belastend sein können. Im Normalfall schafft unser Körper den Ausgleich von ganz alleine, wer jedoch erste Anzeichen von chronischem Stress verspürt, sollte dringend Maßnahmen ergreifen, um diesen einzudämmen oder im Zweifelsfall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, um ernsthafte Langzeitfolgen zu vermeiden.